Die Legende vom "Ziegenhuf" in Tihany

Es war einmal eine wunderschöne Königstochter, die ihre kostbare goldene Ziegenherde auf den Hügeln von Tihany weiden ließ.
Doch das Mädchen war stumm – kein einziges Wort konnte sie sprechen. Eines Tages erschien ihr die Fee des Balaton – kein zartes Wesen, sondern eine unheimliche Gestalt mit langem Bart – und bot ihr einen Handel an: Wenn sie ihm etwas Ziegenmilch gäbe, würde er ihren Bann brechen.
Das Mädchen willigte ein – und ihre Stimme kehrte zurück, heller und klarer als silberne Glöckchen. Doch sie war stolz und eitel. Ihre Stimme nutzte sie nur, um für sich selbst zu singen – nie zur Ehre Gottes oder zur Freude anderer. Freier aus aller Welt kamen, doch sie wies sie alle zurück. Einer von ihnen, der Sohn des Feenkönigs vom Balaton, starb gar an gebrochenem Herzen.
In wilder Wut rief die Fee den Berg an, das Mädchen zu verfluchen. Drei Tage lang brach Feuer aus dem Hügel. Aus Angst flohen die goldenen Ziegen in den See – und wurden von ihm verschlungen. Noch heute, so heißt es, spült das Wasser manchmal Überreste an Land: ihre gespaltenen Hufe.
Und das Mädchen? Sie wurde durch Magie in einer verborgenen Höhle unter Tihany gefangen. Sprechen kann sie nur noch auf eine Weise: indem sie jedes Wort, das vom gegenüberliegenden Hügel gerufen wird, als Echo zurückwirft.
So entstand das berühmte Echo von Tihany.