Die Drachlegenden des Sankt George Berg

Vor langer Zeit, als der Hügel noch „Hoher Hügel“ genannt wurde, lebte in einer Höhle – heute bekannt als Drachenhöhle – ein furchterregender Drache.
Jedes Jahr forderte er ein schönes Mädchen aus dem Dorf im Tal. Wurde ihm der Wunsch verweigert, drohte er, das ganze Dorf zu vernichten. Aus Angst gaben die Bewohner schweren Herzens nach – und opferten ihre Töchter, um das Unheil abzuwenden.

Doch eines Jahres kam der Drache nicht mehr. Neugierig und vorsichtig stiegen die Dorfbewohner den Hügel hinauf und betraten die Höhle. Dort fanden sie das Ungeheuer – krank und dem Tod nahe. Statt ihn seinem Schicksal zu überlassen, kümmerten sie sich um ihn und pflegten ihn gesund. Gerührt von ihrer Güte versprach der Drache:
„Weil ihr mir Mitgefühl gezeigt habt, werde ich euch nie mehr etwas antun und keine Opfer mehr fordern.“
Von da an lebten die Menschen in Frieden – unten im Dorf, der Drache in seiner Höhle. Mit den Jahren wurde er alt und schwach, bis er eines Nachts starb. Es heißt, sein letzter Atemzug ließ die ganze Höhle zu Eis erstarren.

Doch nicht alle Versionen enden so friedlich. Manche erzählen von einem Drachen, der sich nie änderte – und von Sankt Georg selbst, der das Untier erschlug, nachdem es seine Geliebte entführt hatte. Andere sprechen von einem einfachen Dorfjungen, der seine Liebe rettete, oder von einem Mönch, der die Mädchen zur Höhle begleitete.

Ganz gleich, welche Geschichte man glaubt – in allen klingt eine uralte, geheimnisvolle Kraft nach, die tief im Inneren des Sankt-Georg-Hügels weiterlebt.

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