Die Legende vom Echo von Tihany

Tihany ist nicht nur für seine atemberaubende Aussicht und die Benediktinerabtei bekannt, sondern auch für ein geheimnisvolles Naturphänomen: das Echo.
Auf dem Echodomb („Echohügel“) steht eine Steinsäule – der sogenannte Echodstein. Ruft man in Richtung der Klostermauer, hallt die eigene Stimme zurück – einmal, zweimal, sogar sieben Mal, so erzählen es alte Geschichten.

Doch es geht nicht nur um Akustik. Einst war Tihany der Name einer goldhaarigen Fee, die jeden Abend am Seeufer sang, während ihre Ziegen aus dem Wasser tranken. Ihre Stimme war so betörend, dass selbst der Herr des Sees und sein Sohn innehielten, um ihr zu lauschen. Als Tihany erkannte, wie viel Macht in ihrem Gesang lag, wurde sie stolz. Sie erklärte, sie würde nur noch singen, wenn man sie mit Edelsteinen bezahlte.

Verzweifelt schenkte der Seefürst ihr all seine Schätze – doch nachdem sie diese erhalten hatte, schwieg sie. Sein Sohn, untröstlich, verblasste vor Kummer. Man sagt, er wurde unter dem Badacsony begraben – deshalb gleicht der Berg einem Sarg.
In seiner Wut ließ der See die goldenen Ziegen ertrinken, und die Fee floh in eine Höhle. Das Wasser verschloss den Eingang, und sie war für immer eingeschlossen.

Der Seegott verfluchte sie: Von diesem Moment an musste sie jedes Mal antworten, wenn jemand ihren Namen ruft.
So entstand das Echo von Tihany.
Und die kleinen rosa Steine am Ufer? Laut den Einheimischen sind es die Hufe der ertrunkenen Ziegen – für immer vom Wasser angespült.

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